Ich habe nach langer Zeit wieder einmal die Muße gehabt, die Bücher meines Lieblingsdichters R. Tagore zur Hand zu nehmen. Als ich vor mehr als 20 Jahren in Indien ein kleines, in rotes Leder gebundenes Büchlein von einer lieben Freundin geschenkt bekam - "Gitanjali, by Rabindranath Tagore", hatte ich mit Poesie - schon gar mit indischer, in ein altmodisches Englisch übersetzter - nicht wirklich viel am Hut.
Trotzdem...war ich irgendwie berührt.
Und seitdem haben mich diese Gedichte und Gedanken begleitet.
Und jetzt, beim Schmökern in einer deutschen Ausgabe von "Der Gärtner", bin ich auf dieses kleine Poem gestoßen und hab mich gefreut...
"Oft frag ich mich, wo liegen die verborgnen Grenzen des Erkennens zwischen Mensch und Tier; kennt es doch unsre Sprache nicht.
Durch welches Erstlingsparadies am fernen Schöpfungsmorgen lief der schlichte Pfad, auf dem sie zueinanderkamen?
Die Spuren ihres langen Miteinander-Gehens sind nicht verwischt, auch wenn die gleiche Abkunft längst vergessen ist.
Doch jäh erwacht ein dunkles Erinnern bei irgendeiner wortlosen Musik, und in des Menschen Antlitz späht das Tier in zärtlichem Vertrauen, und nieder schaut der Mensch in seine Augen mit froher Liebe.
Es scheint, verkleidet treffen sich die beiden Freunde, erkennen sich nur unklar hinter ihrer Maske."
Da gibt's nichts mehr hinzuzufügen, oder? ;-)