Ich bin aufgewacht, weil die Gedanken in meinem Kopf schwirren wie wildgewordene Bienen beim unkontrollierten Schwärmen - wo war doch gleich die Königin?
Wie ein führerloses Motorboot auf Vollgas brechen die Sorgen - ganz banale, alltägliche, sinnlose Sorgen - ein in das Meer meiner Träume und stören die sanft plätschernden Wogen meines Schlafes.
Welcher Depp hat denn den Motor aufgedreht und wo, verdammt nochmal, ist der Kapitän?!
Ich hab ihn wohl selbst angelassen, den Motor, und der Sprit, der nie auszugehen scheint, sind die tausendunddreizehn sinnlosen Ängste, die ich in mir schüre. Und miserabler Kapitän, der ich bin, steh ich an den Gestaden meines Selbst und schau dem wildgewordenen Boot beim Wüten zu.
Ich greife zu dem Buch auf meinem Nachttisch - Quellen des Zen, ich habs von meinem Papa geerbt und mir gedacht, ich könnte es endlich einmal lesen - und schlage auf:
1. Koan: Joshus "Mu"
Ein Mönch fragte einmal Meister Joshu: "Hat ein Hund die Buddha-Natur oder nicht?"
Joshu sagte:"Mu!"
Na so was.
Was sagst Du dazu, Papa?
Um es kurz zu machen, auch nach der Lektüre der Einführung in das Gesamtwerk sowie der zu diesem speziellen Koan gehörigen Erläuterungen bin ich der Sache um keinen Millimeter näher gekommen. Es beschleicht mich lediglich der Gedanke, dass der große japanische Geist von damals doch etwas anders tickt als der meinige kleine heute.
Vielleicht lehnen sich die Meister solange gegen die Wand der Gedanken, bis sie niederbricht und den Weg freigibt zum wahren Wesen der Dinge, wer weiß...
Ich lehne mich eher gegen die Wand der Definition von Wo-höre-ich-auf-und-wo-fängst-du-an.
Das ist die Grenze, die verschwimmt und irgendwann verschwindet, wenn ich mich ganz auf die Energie eines anderen Lebewesens einlasse. Vielleicht gibt auch diese Wand schließlich den Weg frei zum wahren Wesen der Dinge, wer weiß...
Sollte ich dort, auf dem letzten Weg zum Kern der Sache, dem Meister Joshu begegnen, muss ich ihn aber trotzdem fragen, was es mit dem "Mu" auf sich hat.