Mittwoch, 5. Juni 2013

...ich treff dich dort

jenseits von gut und böse

abseits des weges
unserer ideen
darüber was richtig ist und falsch
da wächst ein feld -
ich treff dich dort
Elisabeth Wendt, Amor vincit omnia et nos cedamus amori (Blog), nach einem Gedicht von Rumi
So treffend, so klar formuliert wie hier von meiner besten Freundin Nira (Elisabeth; übersetzt von einem Gedicht des persischen Dichters Rumi), klingt es, als müsste man nur ein paar kleine Schritte machen und schon begegnet man sich selbst und dem anderen auf dem freien Feld des Lebens. 
Ich denke, so ist es letztendlich auch. Die Wahrheit liegt meist nur einen Steinwurf von uns entfernt. 
Das Problem ist, dass wir meist nicht einmal bemerken, dass wir uns alte, ausgetretene Pfade entlangschleppen. Wir haben diese Wege so sehr als einen Teil unseres Wesens akzeptiert, dass wir ihre Existenzberechtigung nie mehr überprüft haben. Wir haben sie einfach als unantastbare Prämissen für unser Denken, Fühlen und Handeln eingesetzt und über die Jahre vergessen, dass wir uns die Grenzen unseres Spielraumes ja irgendwann selbst gesetzt haben. In bester Absicht und nach bestem Wissen und Gewissen...und genau unserem damaligen Entwicklungsstand entsprechend.
Und wie die Jahre so ins Land gehen und das Leben uns mit immer neuen Anforderungen, Herausforderungen und Erkenntnissen konfrontiert, verändern wir uns, dehnen uns, wollen wachsen und eine andere Form annehmen. Doch eingequetscht in das nun zu enge Korsett unserer Denkmuster  von einst im Mai können wir uns nicht ausbreiten. Wir stoßen permanent an unsichtbare Grenzen und das verursacht Schmerz. Und da wir die einengenden Begrenzungen unserer Konzepte und altgedienten Vorstellungen so sehr verinnerlicht haben, blendet unser Verstand sie einfach aus. Damit sind sie unserem inneren Auge, unserem Bewusstsein unsichtbar geworden und wir verstehen einfach nicht, warum wir wieder und wieder an die Schmerzgrenze gelangen oder - selbst wenn es gerade nicht weh tut - uns ein unterschwelliges Gefühl von Enge und Unwohlsein begleitet. Unser Unterbewusstsein vermerkt, dass da etwas nicht stimmt und - obzwar es das Problem nicht benennen kann - schickt es uns Nachricht von den Ungereimtheiten durch unsere Gefühle. 
Wenn wir beginnen mit unserem Bewusstsein der emotionalen Fährte zu folgen, die unser Unterbewusstes uns gelegt hat, nimmt unser Blick irgendwann den Weg wieder wahr. Plötzlich wird die ausgetretene Spur, der wir mit gesenktem Kopf und Tunnelblick wie auf Autopilot folgen, sichtbar, unsere eigenen Fußstapfen von vor so langer Zeit. Heben wir dann den Kopf, fällt uns die blühende Landschaft nebenan auf, das Feld unserer ungenutzten Möglichkeiten, das da links und rechts von unserer Strecke wächst. Wie aus einem viel zu langen Schlaf erwacht schauen wir uns um und entdecken tausend neue Horizonte, die es zu entdecken gibt.
Nur noch drei, vier Schritte und ich bahne mir meinen neuen, noch nie beschrittenen Pfad durch die goldgelben Kornfelder dessen, was ich auch alles bin.
Für Nira