Sonntag, 18. August 2013

Warten auf Godot

In dem Stück von Samuel Beckett "Warten auf Godot" lungern zwei Landstreicher in einer gottverlassenen Gegend unter einem Baum am Rande einer Landstraße herum und warten auf Godot. Wer dieser Godot ist, kommt nie heraus. Und Godot kommt nicht. Natürlich nicht. Aber die zwei gehen davon aus, dass sie gerettet wären, wenn er käme. Gerettet wovor, eigentlich?

Wie viel Zeit verbringst du damit, auf die "Rettung" zu warten? Auf den Erlöser, den großen Unbekannten, den Checker, der dann alles für dich regeln wird? Auf den, der aus dem Nichts erscheint und dich von dem von dir selbst gewählten gottverlassenen Vorhof zur Hölle wegbringt und dir nicht nur die Lösung aller deiner Probleme sondern auch die Antwort auf deine Frage nach dem Sinn des Ganzen mitbringt...

Godot wird nicht kommen. Godot kommt nie.

Die Antworten auf unsere Fragen kommen niemals von außen.
Keiner kann uns von unserer Angst, unserem Zweifeln, von unserer Verzweiflung befreien - außer wir selbst. 

Aber es könnte helfen, nicht zum hundertsten Mal den selben alten Schwachsinn in Gedanken durchzukauen, den Platz unter dem schäbigen Baum endlich zu verlassen und den Hintern die gottverdammte Landstraße entlang zu bewegen. 
Dann könnte es nämlich sein, dass dir unterwegs etwas (oder jemand) begegnet, das irgendwas in dir auslöst, das den Teufelskreis deiner eingefahrenen Selbstsabotage durchbricht und es dir möglich macht, die Fragen endlich anders zu formulieren und - vielleicht, vielleicht - in dir eine Antwort zu finden. Denn egal wo der Schuh drückt, es ist DEIN Schuh und nur du kannst herausfinden, ob und wo du ihn am besten zum Schuster bringst; oder ob du ihn ausziehst und gleich wegschmeißt, weil barfuß durchs Gras ein ganz anderes Lebensgefühl bringt.

Ich scheiß auf Godot.
Ich komm selber.